Das verlassene Schwimmbecken – ein vergessenes Kapitel der Kanti

Wer schon mal Sportunterricht an der Kanti hatte, hat hinter dem H-Pavillon vielleicht eine überraschende Entdeckung gemacht: Hinter rostigem Drahtzaun und dichten Büschen bietet sich ein Anblick wie aus einer Gruselgeschichte: ein verlassenes – und vor allem – ungenutztes Schwimmbecken. Graffiti, Dreck und Laub überziehen den Betonboden. Doch wie kommt es, dass auf dem Kantiareal ein Schwimmbecken steht, das seit Jahrzehnten ungenutzt bleibt?
Vergangenheit des Schwimmbeckens
Das Schwimmbecken wurde 1963 zusammen mit der Doppelturnhalle eröffnet und diente rund 30 Jahre lang dem Unterricht wie auch der Abkühlung nach Sportstunden. Der Öffentlichkeit hingegen war es nicht zugänglich. Christoph Baschung, ehemaliger Kantischüler und heutiger Sportlehrer, erinnert sich: „Wir sprangen nach dem Unterricht manchmal voll bekleidet ins Becken“. Auch damals gab es schon Hitzeperioden, in denen man froh war, wenn man sich nach einer halben Stunde Fussball im unbeheizten Becken bei knapp 18 bis 20 Grad abkühlen konnte. Der Zustand des Beckens unterschied sich grundlegend vom heutigen: „Es war blau foliert, und es war auch schon damals umgeben von Bäumen, aber längst nicht so verwachsen wie heute“. Es gab Material für den Unterricht, ebenso wie Duschbrausen – von all dem ist heute kaum mehr etwas übrig (siehe Bilder). Als Baschung 1991 als Sportlehrer an die Kantonsschule zurückkehrte, war das Becken noch in Betrieb. Doch bereits damals zeigten sich immer mehr Mängel am Becken – die Folierung war gerissen, die Chemieanlage veraltet und die Vorschriften strenger geworden. Eines stand deshalb fest – das Becken bedurfte einer Sanierung. Die Kosten wurden damals auf mindestens 250‘000 – 500‘000 Franken geschätzt – eine Summe, die nach dem Zusammenbruch der Solothurner Kantonalbank 1994 nicht mehr aufzubringen war. Deshalb fiel 1997 der Entschied: keine Sanierung, Stilllegung des Beckens. „In der Fachschaft Sport sind wir froh über jeden Raum, den wir für unser tolles Fach nutzen können – es ist schade, dass es bis heute keinen Ersatz gab,“ so Baschung rückblickend.
Zukunftspläne
2009 gab es jedoch vage Pläne, den Platz des Beckens anderswertig zu nutzen. In einem Gesamterneuerungskonzept des Hochbauamts Solothurn war an seiner Stelle eine Dreifachturnhalle vorgesehen – dieser Plan wurde jedoch nie umgesetzt. Laut einem Artikel der Solothurner Zeitung von 2016 wird das Becken erst dann entfernt, wenn tatsächlich eine neue Halle gebaut wird. Das bedeutet: Solange es keine Baupläne gibt, bleibt das Schwimmbecken einfach bestehen. Auch die heutige Rektorin, Frau Tardo-Styner, bestätigt: «Die Hürden befinden sich damals wie heute in baulichen, politischen und finanziellen Aspekten.». Die geplante neue Dreifachturnhalle konnte damals aus diversen Gründen nicht gebaut werden, etwa, weil das bestehende Turnhallengebäude als schützenswertes Kulturobjekt gilt. Ein solcher Status verlängert das Bauverfahren. Eine Sanierung des Beckens stehe aktuell nicht zur Diskussion, da ein Freibad an einer Schule wegen der Sommerferien nur sehr kurze Zeit genutzt werden könnte. Für den Schwimmunterricht wird daher schon lange das Hallenbad der PH genutzt. «Der Ort des ehemaligen Freibades könnte aus unserer Sicht aber als möglicher Standort der dringend nötigen zusätzlichen Turnhalle dienen.» Aktuell findet ein Planungsverfahren für die Gesamtsanierung und Erweiterung der Kantonsschule um den Standort Sternengasse statt. In diesem Zusammenhang wird auch über den Standort der nötigen zusätzlichen Halle entschieden. Was am Ende auf dem Platz des Schwimmbeckens entstehen wird, bleibt weiterhin offen. Vielleicht eine neue Turnhalle, vielleicht ein Skatepark oder eine Aussenkraftanlage. Eines steht jedoch fest – in diesem Schwimmbecken wird höchstwahrscheinlich nie wieder jemand planschen können.
